Eine runde Sache: Runder Tisch zum Thema Migration

Runder Tisch

Eine runde Sache war unser Runder Tisch im Freiburger Haus des Engagements, den ich diesmal gemeinsam mit Tanja Martin (Holistic Journey) moderieren durfte.

Im Rahmen der Aktion Brückenschlag kamen elf Bürger/innen aus der Regio (sowie ein Teilnehmer aus Stuttgart!) zusammen, um sich darüber auszutauschen, was sie im Blick auf das Thema „Migration“ bewegt, und wie unser Zusammenleben (besser) gestaltet werden könnte.

Runder Tisch HdE

Obwohl die Raumtemperatur aufgrund einer Heizungspanne gefühlt nur bei 15° lag, erzeugte die Magie des Runden Tisches (wieder einmal) in kürzester Zeit eine warme, einladende und konstruktive Atmosphäre.

Hierzu trug auch ein einstimmender künstlerischer Impuls bei, der die Teilnehmenden mit allen Sinnen auf eine Reise vom Kopf über das Herz zu beiden Händen einlud – frei nach Beuys, einem der Impulsgeber des Runden Tisches („Jede/r ist ein/e Künstler/in“). Dabei wurde unter anderem die Vision eines alle Farbschattierungen einschließenden Regenbogens, dessen „Farben alle zusammen ein strahlendes Weiß ergeben“, von einer Teilnehmerin plastisch dargestellt.

Kreativität

Dank der sorgfältigen Vorgespräche der ehrenamtlichen Team-Mitglieder der Aktion Brückenschlag, Franz-Albert Heimer und Esther Engelhardt, saßen am Runden Tisch 11 Vertreter/innen unterschiedlichster Positionen zum Thema Migration zusammen. Dennoch führte etwa die Schilderung eines Gefühls von „Zerrissenheit“ oder „verlorener Balance“ im Umgang mit Migration hier eher zu Nachdenklichkeit als zu Konfrontation.

Die an den Bohmschen Dialog und die Gewaltfreie Kommunikation angelehnten Dialogregeln des Runden Tisches ermöglichten zudem eine Entschleunigung des Gesprächs. Sie erlaubte es den Teilnehmenden, stärker nach innen zu lauschen. Wo es nicht um Recht haben geht oder darum, andere zu überzeugen, können persönliche Unsicherheiten, Ratlosigkeit oder schwierige Gefühle besser wahrgenommen – und oft auch mitgeteilt werden.  Dies schafft Vertrauen, größere Offenheit und Verbindung.

Mitunter tauchen im Dialog am Runden Tisch mehr Fragen auf als Antworten. Gute Fragen wiederum regen zu tieferem Nachdenken, Hinspüren und zur gemeinsamen Suche nach Lösungen an, die allen Beteiligten gerecht werden. Unter den in die leere Mitte des Runden Tisches gestellten Fragen waren etwa:

  • Was ist meine Identität und was die Identität der Bundesrepublik Deutschland?
  • Welche Werte und Normen sind uns wichtig als Maßstab unseres Handelns?
  • Wer hat das Recht zu migrieren – und wer oder was gibt das Recht dazu (oder auch nicht)?
  • Was ist das „richtige Maß“, das unsere Gesellschaft nicht überfordert?

TN am Runden Tisch

Nach drei Stunden Dialog waren diese Fragen mitnichten beantwortet. Dennoch erlebten die Teilnehmenden das Gespräch am Tisch im Rückblick überwiegend als „rund“, wertvoll und angenehm. Obwohl am Tisch ausdrücklich alle Sichtweisen eingeladen sind, zeigt die Tatsache, dass einige rückblickend sogar die „Ecken“ und etwas mehr Reibung vermissten, nach meinem Eindruck, dass der Runde Tisch als solcher den Fokus aller Beteiligten (ungeachtet ihrer „mitgebrachten“ Sichtweisen) tendenziell in Richtung von mehr Tiefe, Kohärenz und Konvergenz auszurichten scheint.

Wir von der Aktion Brückenschlag jedenfalls freuen uns über die gute Resonanz und die von einem Feedback in der Schlussrunde beschriebene Befindlichkeit: „Ich kann mich (hier) innerlich zurücklehnen, obwohl es Zerrissenheit gibt.“ Womöglich ist ein entspanntes sich-in-die-Krise-hineinlehnen schon die Hälfte der Lösung, insbesondere wenn wir unsere „Krisen als Wesen betrachten“, zu denen es eine Beziehung aufzubauen gilt, wie eine Teilnehmerin bildhaft formulierte.

Ebenso freuen wir uns daher über den vielfach geäußerten Wunsch, den Zauber der Runde am Runden Tisch weiter zu verbreiten und das Format mehr Menschen zugänglich zu machen.

Die Aktion Brückenschlag setzt ihre Dialogabende Anfang 2025 mit dem Thema Demokratie fort.

Mehr Informationen und Kontakt: https://aktion-brueckenschlag.de/.

Der nächste Runde Tisch zum Thema „Unternehmen Demokratie – Zukunftskompetenzen einer resilienten Gesellschaft“ findet am 3.12.2024 mit Vertreter/innen aus Wirtschaft, Politik, Bildung und Zivilgesellschaft statt.

Tiefere Einblicke in die integrale Dialogmoderation gibt es im Einführungsseminar „Politik ohne Spaltung – das geht! Prinzipien integraler Politik“ am 14./15. Dezember in Freiburg.

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