PD Dr. Nikolaus von Stillfried, IFIS
Seit unserem letzten Kolloquium zur politischen Psychologie Putins am 23.2.2022 hat sich der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine in einen Krieg verwandelt, der seither unser aller Aufmerksamkeit dominiert und einige Grundfesten unserer politischen Welt erschüttert.
Aus aktuellem Anlaß ändern wir daher unser Kolloquiumsprogramm mit einem Blick auf die Tiefenstrukturen des Konflikts, die wir mithilfe einer systemischen Aufstellung erkunden wollen.
Folgendes schreibt Nikolaus zur Einführung:
"Ein Krieg mit Tätern und Opfern und ich als Außenstehender, der die Täter stoppen und den Opfern helfen will. Auf einer oberflächlichen Ebene kann ich ein relativ einfaches Bild zeichnen von der Situation in der Ukraine und meinem Bezug dazu. Wenn ich etwas tiefer hinspüre, merke ich, dass darunter noch einiges mehr los ist in mir: Angst, Schuldgefühle, Wut und Aggression, Gleichgültigkeit, Verwirrung, Verzweiflung, Resignation und einiges mehr.... Und auch die Situation im Außen erscheint umso komplexer und uneindeutiger, je genauer ich sie zu verstehen versuche. Ich vermute, manchen von euch auch geht es so ähnlich.
Aus meiner Arbeit mit systemischen Aufstellungen weiß ich, dass sie helfen können, Gefühle und Gedanken zu sortieren, Zusammenhänge zu erkennen und Orientierung zu finden in komplexen Situationen.
Am Mittwoch Abend ist geplant, dass ich eine Aufstellung anleiten werde mit Bezug zu dem Themenfeld Ukrainekrieg. Eine Teilnehmerin hat sich im Vorfeld bereit erklärt, ein persönliches Anliegen einzubringen. D.h. wir werden mit der Aufstellung eine Frage beleuchten, die sich dieser Teilnehmerin in ihrer individuellen Situation stellt. Allerdings ist es bei Aufstellungen erfahrungsgemäß so, dass alle, die dabei sind, auch etwas für sich selbst bzw. die eigenen Anliegen mitnehmen. Für einige TeilnehmerInnen wird es auch die Möglichkeit geben, als StellvertreterInnen die Erfahrung der stellvertretenden Wahrnehmung zu machen.
In der Hoffnung, dass der Abend uns dabei hilft mehr Klarheit zu bekommen, und zum Frieden beizutragen, im Innen wie im Außen."