"Wir produzierten gemeinsam Ergebnisse, die keiner will", so ein berühmtes Zitat von Otto Scharmer, dem Begründer der Theorie U.
Denn, so Scharmer, unsere üblichen Kommunikations- und Verhaltensmuster lassen uns häufig an der Oberfläche der Dinge bleiben, während tiefere Problemdimensionen, unbequeme Wahrheiten - aber auch alternative Handlungsoptionen im blinden Fleck unserer Wahrnehmung bleiben.
Der U-Prozess ist ein Werkzeug, um als Gruppe blinde Flecken auszuleuchten und gemeinsam neue Arten des Sehens und Wahrnehmens zu entdecken und daraus alternative, visionäre Handlungsoptionen zu entwickeln. Wie dieses Werkzeug im einzelnen funktioniert hat Otto Scharmer in seiner Theorie U (2007) ausführlich beschrieben.
Mit seiner Hilfe können wir die Qualität der Art, wie wir miteinander über Themen sprechen, die uns bewegen, vertiefen. Durch das Suspendieren hergebrachter Sichtweisen machen wir Platz für tiefere Einsichten aus dem Feld der kollektiven Intelligenz. Dies führt zu fühlbar besseren Qualitäten der Ergebnisse, die wir gemeinsam erarbeiten.
Mehr Informationen zu Theorie U:
- Kapitel aus Elke Feins neuem Buch "Integrale Politik" über Otto Scharmer, Theorie U und den U-Prozess
- Video (12 min) Claus Otto Scharmer: Zuhören ist nicht gleich zuhören
- Claus Otto Scharmer/ Kathrin Käufer: deutschsprachiger Artikel (11 Seiten) über Theorie U
Das Phänomen des aneinander - und am eigentlichen Kern eines Problems vorbei Redens trifft in vieler Hinsicht auch auf den öffentlichen Raum zu - und leider beschreibt es auch die Art, wie unsere Politik heute funktioniert, recht gut. Allzu häufig
- tut sie nicht, was sie sagt (nicht eingehaltene Versprechen untergraben Integrität),
- sagt sie nicht, was sie denkt (Sprechverbote verhindern offenes Gespräch),
- sieht sie nicht, was sie tut (Kollateralschäden kurzfristiger Entscheidungen) und
- erkennt sie nicht, was sie sieht (Denkschablonen verhindern ungetrübte Wahrnehmung).
In seiner Empfehlung zum Buch "Integrale Politik" von Elke Fein schreibt Roman Huber, Geschäftsführer von Mehr Demokratie, daher:
"Unser Regierungssystem braucht ein Update. Viele Bürgerinnen und Bürger sind unzufrieden damit, wie die Demokratie funktioniert. Multiple Krisen haben die Grenzen herkömmlicher Parteipolitik (politics as usual) aufgezeigt. Sie ist von ihrer Struktur her nicht darauf ausgelegt, langfristige, hochkomplexe und globale Probleme nachhaltig zu lösen. Wir können als Gesellschaft jetzt versuchen, uns weiter durchzuwursteln, oder wir entwickeln die Strukturen und Prozesse unseres politischen Systems weiter. Integrale Theorie hilft uns dabei, bewahrenswerte Errungenschaften von überholten „alten Zöpfen“ zu unterscheiden und die Evolution der Demokratie aktiv mitzugestalten."
Dieses Seminar ist ein Experiment und ein Prototyp. Es verbindet Otto Scharmers Theorie U und die Methode des U-Prozesses mit der größeren Vision einer paradigmatisch neuen, integralen Politik. Dahinter steht die Annahme, dass wir integrale Methoden wie den U-Prozess nicht nur in innovativen gesellschaftlichen Nischen brauchen, sondern – gerade jetzt – gerade auch da, wo zentrale gesellschaftliche Entscheidungen getroffen werden: im öffentlichen und politischen Raum.
Ziele des Seminars:
Das Seminar gibt eine Einführung in Theorie U und den U-Prozess als einer von mehreren zentralen Komponenten einer paradigmatisch neuen, integralen Politik (wie in Elke Fein's neuem Buch beschrieben) und macht beide anhand konkreter Übungen und Prozesse erfahrbar.
Teilnehmende erlangen ein Verständnis für die Grundprinzipien von Theorie U und erleben die vier verschiedenen, von Scharmer beschriebenen Qualitäten der Aufmerksamkeit und des Zuhörens. Auf diese Weise lernen sie, deren je unterschiedlichen Wirkungen auf die Art, wie wir zusammenarbeiten, zu erkennen, zu unterscheiden und im eigenen Umfeld anzuwenden.
Bei ausreichender Teilnehmerzahl und geeigneten Themenvorschlägen kann auch ein kompletter U-Prozess zu einem konkreten Thema aus dem Kreis der Teilnehmer/innen durchgeführt werden. Angemeldete Teilnehmer/innen sind eingeladen, hierzu bei Interesse bis zum 30.6.2023 Themenvorschläge aus ihren Arbeits- oder Engagementkontexten einzubringen.
Leitung: Dr. Elke Fein (Geschäftsführerin IFIS, Politik- und Sozialwissenschaftlerin, integrale Moderatorin, Buchautorin "Integrale Politik", Ausbildungen in Theorie U, Deep Democracy u.a.)
Teilnahmebeitrag: 150 Euro (Ermäßigung auf Anfrage möglich)
Seminarzeiten: Freitag, 7.7.2023, 19.30h - 22h; Samstag, 8.7.2023, 9.30-16h
Anmeldung: Bitte bis zum 30.6.2023 über das Formular unten
Im Freitextfeld freuen wir uns über ein paar Informationen zu Deiner/Ihrer Person, Interessen und ggf. Vorerfahrung mit Theorie U, ebenso wie ggf. Vorschläge zu Themen für einen U-Prozess.