
Der zweite Freiburger integrale politische Salon in Präsenz nahm sich der Ergebnisse der jüngsten Bundestagswahl an - und dem, was die Anwesenden mit Blick auf die allgemeine politische Lage bewegte.
Der von Dr. Elke Fein initiierte, selbstorganisierte Salon wurde diesmal von Dr. Dorothee Schlesinger gestaltet. Ausgehend von der tiefenökologischen Arbeit Joanna Macys erkundeten wir unsere inneren Reaktionen auf die Entwicklungen in der Welt - getragen von einem Blick auf Möglichkeiten der Heilung von Zwietracht und auf Formen der Gesellschaftsgestaltung, die langfristig lebensfördernd sein könnten.
Insbesondere erkundeten wir verschiedene emotionale Tiefenschichten, die das politische Geschehen in uns triggerte. Neben verschiedenen - diffusen und konkreten - Ängsten (vor dem Erstarken antidemokratischer Kräfte, aus verschiedenen politischen Richtungen, vor der unklaren Weltlage etc.) und Gefühlen von Wut und Trauer tauchten dabei, je weiter der Abend fortschritt, auch positive Gefühle auf.
Ein Teilnehmer berichtete von einem starken Drang, sich persönlich politisch einzubringen, der so ungewohnt sei, dass er ihm noch nicht ganz vertraue. Ein anderer berichtete von seinem stetigen Bemühen um Ausgleich: "Wenn alle sich auf eine Minderheit einschießen, unterstütze ich diese Minderheit!"
Eine Teilnehmerin betonte, dass in persönlichen Beziehungen, in denen man anderen Menschen physisch begegne, so gut wie nie scharfe Zwietracht aufkomme, weil man den anderen immer zuerst als Mensch wahrnehmen und sehen könne. Eine weitere fragte: wie würden wohl die Bäume entscheiden, wenn sie gefragt würden? Was könnten wir von der Natur lernen, wenn wir uns die Zeit dafür nehmen würden, ihr zuzuhören? Eine vierte schließlich sprach über ihre Wahrnehmung, dass hinter allen "Problemen" immer auch die unendliche Fülle spürbar sei, aus deren Quelle wir schöpfen können, sobald wir uns entscheiden, sie bewusst wahrzunehmen. Wenn wir also unseren Fokus von den Problemen dieser Welt auf das Verbindende und Nährende richten, verändere sich die Qualität unseres In-der-Welt-Seins - und damit auch die Bedrohlichkeit der "Probleme".
So fand gegen Ende des Abends das Bild der leeren Schale (als Symbol für Bedürftigkeit, aber auch für Fülle und entstehendes Neues) zunehmend Anklang, bis hin zum Fazit einer Person: "Ich hatte viel Spaß in dieser Runde des Nichtwissens! Davon bräuchten wir auch in der Politik viel mehr!" Nur wo wir bewusst alte Gewissheiten hinter uns lassen und einen Raum der Leere betreten, kann sich Neues zeigen.
Einen herzlichen Dank an Dorothee Schlesinger für das Halten und Gestalten des Raumes, und an alle Teilnehmenden für ihre achtsame Präsenz!
Die nächsten Salons sind für den 10. April und den 15. Mai 2025 geplant.